2012 Galerie im Rathaus Winningen

KABINETTSTÜCKE

Die Journalistin Elke Kolb schrieb zur Ausstellung “Kabinettstücke”
…Kaum jemand wusste bisher, dass die 1954 in Koblenz geborene und in Winningen lebende Fotografin und Journalistin Bärbel Hiddemann-Pahnke in ihrem “Villa Rosa” genannten Atelier mit Bleistift und Pinsel mehr und mehr zu ihren eigentlichen Wurzeln gefunden hat: der Malerei. In der Galerie im schmucken Winninger Rathaus zeigt sie während des traditionellen Moselfestes erstmals die ganze Vielfalt ihrer Gemälde und Zeichnungen.

Der Ausstellungstitel “Kabinettstücke” soll dabei, quasi als Hommage an das älteste Weinfest Deutschlands, eine Brücke schlagen vom Prädikatsbegriff “Kabinett” für einen guten Wein zur Qualitätsbezeichnung kleinformatiger Kunstwerke, wie sie in vorigen Jahrhunderten in jedem fürstlichen Kabinett zu finden waren.

In der Winninger Galerie laden die Bilder von Bärbel Hiddemann-Pahnke dazu ein, genau hinzuschauen, um alle Details, das Spiel mit Licht und Schatten, Formen und Farben zu erfassen. Anders als in ihren Fotografien liegt die Aussage ihrer Stillleben, Landschaftsbilder und Tierportraits weniger im Gesehenen als im Erlebten, machte der Laudator der Ausstellungseröffnung, der Philosoph und Theologe Ulrich Rosenbusch, deutlich. Vor allem in ihren Tierbildern verblüfft die Fähigkeit, mit zarten Strichen Charakter und Stimmungslage der Portraitierten widerzuspiegeln. Ob Rambo, der drahtige Draufgänger, die sich genüsslich räkelnden Edelkater Barney und Linus, ob seidige Schoßhündchen oder der zuverlässige Retriever – selbstbewusst, sehnsüchtig, neugierig, entspannt oder auch gereizt schauen sie dem Betrachter in die Augen.

“Der Schlüssel zum Verständnis dieser Portraits liegt darin, wie sehr es der Künstlerin gelungen ist, die Empfindungen der Tiere in der jeweils dargestellten Situation sichtbar zu machen”, sagt Rosenbusch. “Indem sie die Seele des dargestellten Tieres zu bewahren versucht, wird jedes Portrait zu einer Neuschöpfung aus Sicht der Malerin. Hierin liegt der Unterschied zur Fotografie.

Naturgetreu, klassisch und dennoch zeitgenössisch präsentieren sich die Stillleben. Beim Anblick scheinbar dreidimensionaler Früchtearrangements wie den “zärtlichen Bananen”, der leuchtend roten, Bild füllenden Paprika, blauen Federn oder auch der Ikeaschüssel, gemalt im Stile alter Meister, mag man an Details von Werken Caravaggios denken, der seine Figuren so beleuchtete, dass sie von innen heraus zu strahlen schienen. Max Liebermann sagte einmal, es sei eine besondere Kunst, eine Rübe so schön zu malen wie eine Madonna. Bärbel Hiddemann-Pahnke hat sich der “schönen Malerei” verschrieben. Das Abstrakte ist ihre Sache nicht. Doch sie hat, wie Laudator Rosenbusch betont, “die Gegenstände aus ihrer natürlichen Umgebung entfernt, sie ihrem Zweck entfremdet und nach eigenen ästhetischen Gesichtspunkten neu komponiert. Auf diese Weise malt sie keine fotografischen Abbilder, sondern setzt ihre eigenen Eindrücke und Gefühle auf eine Weise um, die im Inneren des Betrachters Sehnsucht nach Harmonie und Ausgeglichenheit weckt.” Dies gilt auch für die in satten Ölfarben scheinbar mit leichter Hand auf Leinwand getupften Landschaften. Die “Kroatischen Impressionen” zum Beispiel oder der in feuriges Rot, Gelb und Orange getauchte Herbstwald…

Fotografie: Helmut Becker, Stefanie Sillus, Bärbel Hiddemann-Pahnke