Als die Räder eine Erlaubnis benötigten

„Nine Million Bicycles“ sang Katie Melua 2005. Fast zehn Mal so viele sind es derzeit in Deutschland. Etwa 80 Millionen Fahrräder sind aktuell hier unterwegs, fast eins pro Einwohner. Die Pandemie hat die Nachfrage nach den Zweirädern enorm gesteigert, der Handel kann der großen Nachfrage kaum nachkommen.

Nach dem 2. Weltkrieg sah das anders aus. Fahrräder waren so rar, dass es nicht selbstverständlich war, damit unterwegs zu sein. Mein Vater hatte das Glück, wie das aus unserer Sicht kuriose Dokument veranschaulicht. Am 16. Januar erhielt er die Berechtigung dazu. Aus seinen Erzählungen weiß ich, wie stolz er darauf war. Er hinterließ mir einige solcher Dokumente, die ich ab und zu an dieser Stelle vorstellen möchte. Ich will sie dem Stadtarchiv überlassen und hoffe, sie werden, anders als seine Gemälde, angenommen.

Das auf der Fahrrad-Erlaubniskarte beschriebene Gefährt stammt aus dem Kölner Unternehmen Goldberg. Es produzierte von 1892 bis 1998 Fahrräder, wie ich dank Wikipedia weiß. Die Firmengeschichte weist unglaubliche Aspekte auf. So hatten die Firmeninhaber wegen des vermeintlich jüdisch klingenden Namens Goldberg in der Zeit des Nationalsozialismus große Probleme. Die Familie konnte allerdings ihre christlichen Wurzeln bis zurück ins Jahr 1640 nachweisen.

Heute sind es andere Probleme. Pandemie und der Krieg in der Ukraine haben weitreichende Folgen auch für Hersteller und Handel.

Ich wünsche euch gute Fahrt auf dem Rad und bleibt gesund!