Ich habe einen Vogel

Ich habe einen Vogel und bin stolz darauf. Aber ich habe keine Meise, und bei mir piept es auch nicht. Alle drei Redensarten meinen das gleiche und sind abfällig, fast beleidigend gemeint: verrückt sein. Laut Wikipedia werden die Redensarten hauptsächlich auf einen alten Volksglauben zurückgeführt, nach dem sich in den Köpfen von Geistskranken kleine Vögel eingenistet haben.

Das ist bei mir mitnichten der Fall. Vielmehr fühlt sich ein Hausrotschwanz auf unserer Terrasse sehr wohl und scheut auch nicht meine Nähe. Ich habe bereits über ihn berichtet. Er inspiziert mein Schlafzimmer, übernachtet in meinem alten Strohhut und ist auch tagsüber häufig auf der Terrasse anzutreffen. Als er kürzlich alle Blumenuntersetzer nach Trinkbarem untersuchte, schloss ich daraus, dass er Durst hat. Nun gebietet er über drei rasch vom Baumarkt gelieferte Vogelbäder, in denen er und seine Verwandten und Freunde trinken und auch baden können.

Es wäre mir schnurzpiepegal, wenn man mir sagte, ich hätte wohl einen Vogel, wenn ich einen Rotschwanz derart verwöhne. Aber ich ernte breite Zustimmung und freue mich, dass Freundinnen und Freunde dem gefiederten Gast die Fürsorge gönnen. Übrigens – er hat inzwischen einen Namen und heißt Hansi wie einst die Kanarienvögel meiner Oma.

Ich wünsche euch auch Erfrischung bei dem heißen Wetter und bleibt gesund!