Vogelkonzert gestrickt

„Die Vögel geben ein Morgenkonzert…“ heißt dieser Teil des Tuches. Da es schon Abend ist, ist das Konzert beendet. Als nächstes werden die Brombeeren reif, ist in der Anleitung auf Seite 8 von 16 zu lesen. Von wegen, viel zu früh in der Jahreszeit. Da weiß ich morgen etwas Besseres…

Bleibt gesund!

Nicht immer passt das Runde in das Eckige

„Das Runde muss in das Eckige.“ Das wusste schon die deutsche Fußball-Trainer-Legende Sepp Herberger. Er gewann mit der DFB-Auswahl 1954 die WM in Bern. Als „Wunder von Bern“ schrieb dieses Spiel Fußballgeschichte. Und noch heute, viele Jahrzehnte später, ist es eine Herausforderung für jeden Spieler, das Runde in das Eckige zu manövrieren. Vor der gleichen Herausforderung stehe ich alle fünf Wochen, wenn wir routinemäßig Dr. O aufsuchen müssen. Dabei ist das Runde der Rollstuhl mit seinen großen Rädern, das Eckige ist die zu kleine Aufzugkabine. Also muss ich zuerst die Fußstützen entfernen und dann 86 kg Mann plus 20 kg Rollstuhl anheben und um 90 Grad drehen, damit sich die Aufzugtüren schließen können. Nachdem ich unter vielen Verwünschungen alle meine Arme und Beine sortiert und heil aus der Kabine bugsiert habe. Auf einen Bandscheibenvorfall mehr oder weniger kommt es jetzt auch nicht mehr an. Dr. O und sein Team sind jedoch famos und diese Unannehmlichkeit wert. Vor Corona war es eine der Damen des Praxisteams, die das übernommen haben. Wegen der dabei nicht einzuhaltenden Abstandsregeln quäle ich mich nun lieber selbst. Da ist ein anschließendes Vogelkonzert, auch wenn es nur gestrickt ist, Balsam für die Seele. Ihr seht es morgen.

Bleibt gesund!

Sonnenstrahlen und Mücken gestrickt

Die Arbeit am Tuch geht gut voran. Es kann somit rechtzeitig fertig und mit einem Götterboten auf die Reise Richtung Osnabrück geschickt werden. Der heute gestrickte Teil heißt „Mücken werden durch die ersten Strahlen der Morgensonne geweckt…“ Ich empfehle den Insekten größte Vorsicht, sonst werden sie verspeist und den Mittag nicht erleben. Das nächste Muster heißt nämlich „Die Vögel geben ein Morgenkonzert…“ Ich stelle somit fest: Auch Mücken haben es schwer. Wer noch und welche Herausforderung (schon wieder) dahinter steckt, verrate ich morgen.

Bleibt gesund!

Vom Umgang mit Viren und Menschen

Die Menschheit kennt aktuell mehr als nur eine Herausforderung, aber die Corona-Pandemie nimmt in der Wahrnehmung den größten Raum ein. Da gibt es Menschen, die halten das Corona-Virus für eine reine Erfindung von Regierungen, um eine Diktatur zu starten. Da gibt es Menschen, die fürchten, Bill Gates werde demnächst die Weltherrschaft übernehmen. Da gibt es einen Menschen, der vorschlägt, die Pandemie mit Injektionen von Desinfektionsmitteln in den Griff zu bekommen. Da gibt es Menschen, die halten sich aus Furcht vor Infektion oder wegen der Verantwortung für Mitmenschen an alle Auflagen, auch wenn sie ihre Grundrechte einschränken. Da gibt es berufstätige Frauen, die gefühlt wieder ins Mittelalter katapultiert werden, weil die Schule kurzfristig nun doch nicht wieder den Betrieb aufnimmt und das Kind von ihr betreut werden muss, da der Gatte selbstverständlich uneingeschränkt dem Beruf nachgeht. Da gibt es Alteneinrichtungen, die die Tochter nicht zur sterbenden Mutter lassen wollen, da gibt es Alteneinrichtungen, in denen jegliches Personal einen Mund-Nasen-Schutz trägt, und es gibt eine Alteneinrichtung, in denen das Personal weder Abstandsregeln einhält, noch Mund-Nasenschutz trägt. Das alles sind Herausforderungen, die viele Fragen aufwerfen. Ich stricke also weiter und denke nach.

Bleibt gesund!

Gartenzaun und Tautropfen gestrickt

Im warmen Abendlicht habe ich den ersten Part des Tuches fotografiert. Das untere Muster heißt laut Anleitung „Ein Blick über den Gartenzaun…“, das gerade begonnene Muster auf der Nadel in Gelb und Rosa heißt „Tautropfen hängen an den Zweigen…“. Ich bin auf Seite 4 von 16 angekommen. Die Muster sind nichts für Anfänger und somit für mich ein Leckerbissen, aber keine Herausforderung. Eine Herausforderung kann jedoch der Umgang des Menschen mit dem Coronavirus bedeuten. Davon wird morgen an dieser Stelle zu lesen sein.

Bleibt gesund!

2,5 Kilometer Garn und Geduld

Gut 2,5 Kilometer Garn (Kaschmir, Merino und Seide) in drei Farben, 16 DIN A4-Seiten Strickanleitung, eine Rundstricknadel Nr. 3 und gaaanz viel Geduld ergeben ein Tuch für die Stieftochter zum Geburtstag. Gefühlt 124 hat sie bereits im Schrank. Morgen zeige ich das erste Ergebnis.

Bleibt gesund!

Warmes für kalte Tage

Sehr extravagant ist diese Jacke, die ich in den vergangenen Tagen aus Garnresten gestrickt und heute fertiggestellt habe. Recyclingseide aus Nepal, Schurwolle, Mohair und nur wenig Polyacryl sind die Materialien, die ich hierfür verwendet habe. Lange Ärmel und Kragen machen sie herbst- und wintertauglich. Nächste Woche will ich sie verschenken und bin gespannt, ob sie gefällt. Da meine Laune nach wie vor im Keller ist, werde ich morgen ein neues Strickprojekt beginnen.

Bleibt gesund!

Bild im Bild

Am Strand in der Sonne sitzen, angenehm temperiertes Meerwasser schafft Erfrischung, dazu ein koffeinhaltiges Kaltgetränk – im Sommer 2020 eine Illusion. Das Foto ist eines meiner liebsten aus meiner aktiven Zeit als Journalistin. Ob ich die jungen Leute fotografiert habe und wenn ja, in welchem Urlaubsparadies? Nein, habe ich nicht. M e i n  Foto offenbart sich nur jenen, die genau hinschauen. Und die erkennen dann das wahre Motiv: Es handelt sich um ein Plakat, und der untere Teil wird von realem Wasser umspült. Hochwasser. Rheinfluten, die hoch auf der B42 in Vallendar stehen. Nur das auf dem Foto rechts erkennbare Wandstück offenbart das wahre Bild, denn das vermeintlich seichte Meerwasser reicht über das Plakat hinaus. Ob gezeichnet, gemalt oder fotografiert – wer mich kennt weiß, dass ich kaum einmal ein Bild lobe, das aus meiner Hand stammt. Hier mache ich eine Ausnahme: Das ist richtig gut. Gut ist heute meine Laune nicht gerade. Ich schwanke zwischen Wut und Trauer. Deshalb werde ich stricken, um mich zu beruhigen und morgen das Ergebnis zeigen.

Bleibt gesund!

Oh Tannenbaum…

Nie zuvor machten die Eisheiligen ihrem Namen in unserer Region derart Ehre, und das auch noch so punktgenau zum „richtigen“ Datum, scheint es mir. Gestern ging es los mit Mamertus, und prompt mussten kleine Feigenbäumchen und Geranien die Nacht im Wohnzimmer verbringen, größere Pflanzen erhielten ein „Nachthemd“ und mussten auf der Terrasse bleiben. Heute ist Pankratius, und die Nacht soll wieder recht kühl werden. Also wird die Aktion wiederholt. Ab Morgen, Servatius, soll es stetig etwas milder werden, bis Sophie am Freitag den Spuk beenden wird. Wenn ich es richtig erinnere, waren die Nächte um Weihnachten 2019 milder. Somit wären wir auch beim Thema Weihnachtsbaum angelangt. Als ich im vergangenen Advent eine eingetopfte Nordmanntanne kaufte, machte die Mitarbeiterin des Gartencenters mir nicht viel Hoffnung, dass sie Weihnachten lange überleben würde. Flachwurzler, großer Wasserbedarf waren die am häufigsten genannten Stichworte. Der Tanne scheint Weihnachten bei uns aber immerhin so gut gefallen zu haben, dass sie eine Wiederholung plant und kräftig austreibt. Das junge, frische Grün spornt mich an, alles zu geben, damit  sie den Sommer gut überstehen wird. Morgen geht’s zur Abwechslung an den Strand.

Bleibt gesund!

Über Mode und Tierliebe

Tiere sind in der Malerei mein bevorzugtes Motivv. Also bin ich Tierfreundin. Bin ich das wirklich? Ich habe Zweifel. Gelegentlich esse ich Fleisch, aber immer weniger. Wer je einen Fernsehbeitrag über Tiertransporte, Legebatterien usw. gesehen hat, mag zynisch denken, dass tote Tiere die glücklicheren Tiere sind. Nun vom Essen zur Mode. Was ist mit Schuhen aus Leder, mit Gürtel, Portemonnaie, Handtasche und Lederjacke? Viel schöner und angenehmer als Plastik. Aber was passiert mit unseren Sneakern und Microfaser-Klamotten? Das gleiche wie mit Plastiktüten: Die verrotten nie und müllen Meere und Erdteile voll. Ungewohnt ernste Töne an dieser Stelle, wo ich doch sonst immer mit Augenzwinkern schreibe. Konkreter Anlass ist ein Pulli, den ich mir aus einem Tussahseide-Baumwollgemisch gestrickt habe. Tussahseide, was ist das eigentlich, habe ich recherchiert. Ist Seide nicht gleich Seide? Nein, ist es nicht. Tussahseide ist Wildseide, naturfarben. Die Raupe des Eichenspinners spinnt einen Kokon um sich und schlüpft als Falter. Dabei beschädigt sie den Kokon, und der feine Seidenfaden kann nicht abgewickelt werden, sondern wird ausgekämmt. Dadurch ergibt sich ein etwas unregelmäßig dicker Faden, typisches Merkmal für diese Seidenart. Ich finde das ausgesprochen schön. Anders die Maulbeerseide, die von anderen Raupen gesponnen wird. Um diesen Faden zu gewinnen, wird der Kokon in sehr heißes Wasser geworfen, um die Raupe zu töten und den feinen Seidenfaden am Stück abzuwickeln. Brutal, auch wenn es „nur“ Raupen sind. Bei Schuhen bin ich noch unentschieden, aber ich werde keine Maulbeerseide oder Produkte daraus mehr kaufen. Morgen will ich wieder fröhlich sein und an Weihnachten denken.

Bleibt gesund!