Tiere sind in der Malerei mein bevorzugtes Motivv. Also bin ich Tierfreundin. Bin ich das wirklich? Ich habe Zweifel. Gelegentlich esse ich Fleisch, aber immer weniger. Wer je einen Fernsehbeitrag über Tiertransporte, Legebatterien usw. gesehen hat, mag zynisch denken, dass tote Tiere die glücklicheren Tiere sind. Nun vom Essen zur Mode. Was ist mit Schuhen aus Leder, mit Gürtel, Portemonnaie, Handtasche und Lederjacke? Viel schöner und angenehmer als Plastik. Aber was passiert mit unseren Sneakern und Microfaser-Klamotten? Das gleiche wie mit Plastiktüten: Die verrotten nie und müllen Meere und Erdteile voll. Ungewohnt ernste Töne an dieser Stelle, wo ich doch sonst immer mit Augenzwinkern schreibe. Konkreter Anlass ist ein Pulli, den ich mir aus einem Tussahseide-Baumwollgemisch gestrickt habe. Tussahseide, was ist das eigentlich, habe ich recherchiert. Ist Seide nicht gleich Seide? Nein, ist es nicht. Tussahseide ist Wildseide, naturfarben. Die Raupe des Eichenspinners spinnt einen Kokon um sich und schlüpft als Falter. Dabei beschädigt sie den Kokon, und der feine Seidenfaden kann nicht abgewickelt werden, sondern wird ausgekämmt. Dadurch ergibt sich ein etwas unregelmäßig dicker Faden, typisches Merkmal für diese Seidenart. Ich finde das ausgesprochen schön. Anders die Maulbeerseide, die von anderen Raupen gesponnen wird. Um diesen Faden zu gewinnen, wird der Kokon in sehr heißes Wasser geworfen, um die Raupe zu töten und den feinen Seidenfaden am Stück abzuwickeln. Brutal, auch wenn es „nur“ Raupen sind. Bei Schuhen bin ich noch unentschieden, aber ich werde keine Maulbeerseide oder Produkte daraus mehr kaufen. Morgen will ich wieder fröhlich sein und an Weihnachten denken.
Bleibt gesund!